Landau Brillantes Konzert mit der Deutschen Staatsphilharmonie und Geiger Tetzlaff

Christian Tetzlaff
Christian Tetzlaff

Mit einer phänomenalen Wiedergabe des zweiten Violinkonzertes von Béla Bartók glänzte der Geiger Christian Tetzlaff im jüngsten Konzert der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, das zuerst in der Landauer Festhalle gespielt wurde. Auch der Auftritt von Gábor Káli am Pult in Dvoraks siebenter Sinfonie überzeugte. Vier Mal wurde und wird das Programm gespielt, gestern auch bei einem Gastspiel in Vaduz in Liechtenstein, heute in Karlsruhe und morgen in Mainz.

Liechtenstein ist ja nun nicht gerade ein Zentrum der musikalischen Welt, immerhin stammt der Komponist Joseph Gabriel Rheinberger von dort. Doch die Staatsphilharmonie selbst liefert einen sehr spannenden Bezugspunkt zwischen dem speziellen Aufführungsort und dem aktuellen Programm. In dem schön gestalteten und instruktiven Saisonkalender verweist das Orchester am gestrigen Tag nämlich auf die Begegnung zwischen Béla Bartók und dem Schriftsteller Erich Maria Remarque just 1938 in Liechtenstein, beide auf der Flucht vor dem Faschismus. „Und in dieser Nacht klang die Musik in uns beiden“, so äußerte sich Remarque später über das Treffen.

Das zweite Violinkonzert entstand noch in Europa, das Konzert für Orchester als letztes großes Werk Bartóks dann in den USA. Beide quasi sinfonischen Werke sind kompositorisch geniale absolute Musik. Ob sie aber doch auch die Zeitumstände reflektieren, etwa im Violinkonzert im Kontrast rhythmisch schroffer zu ätherisch verträumter Passagen? Das Kalenderblatt der Staatsphilharmonie gibt zumindest den Anreiz, darüber einmal nachzudenken.

Erst recht war die Aufführung im Konzert der Staatsphilharmonie mit dem Solisten Christian Tetzlaff dazu angetan, das Werk in all seinen Dimensionen zu erleben und zu erfassen, denn allein der Vortrag des Soloparts war nichts weniger als idealtypisch. Dass Tetzlaff, der ja als Solist oder Kammermusiker (mit seinem Quartett) regelmäßig in die (Kur)Pfalz kommt, zu den ersten Musikern seiner Zunft gehört, ist sie langem bekannt. Aber mittlerweile hat der 59-jährige Geiger einen Grad an gestalterischer Tiefe erreicht, der ganz einzigartig ist.

Vor gut einem Jahr war das in Mannheim beim Brahms-Konzert mit den Philharmonikern Hamburg zu erkennen gewesen – und auch jetzt bei Bartók faszinierte die formale Überlegenheit des Musikers und ganz besonders auch die phänomenale Fähigkeit, sein Instrument in einer schier unvorstellbaren Fülle von Klangfarben zu entfalten. Das Bartók-Konzert verlangt hier ja eine ganz Menge an Nuancen, bis hin zu Vierteltonpassagen. Aber so klar und selbstverständlich, so differenziert und betörend sinnlich ist der Klangzauber des Werks kaum je zu hören. Von der Leidenschaft und Spannung der Musizierens einmal ganz abgesehen.

Christian Tetzlaff schreibt selbst über das Stück: „Der sinnliche Aspekt bei diesem Stück ist fantastisch. Es ist ein Werk, bei dem ich mir sicher bin, dass es da sehr viele Momente gibt, in denen das Publikum vollständig mitgenommen wird." Genau das hat der Musiker durch sein sagenhaftes Spiel geschafft.

Bei dem erwähnten Mannheimer Konzert im April 2023 gab es als zweites Stück die dritte Sinfonie von Brahms, nun folgte und folgt bei der Staatsphilharmonie die siebte Sinfonie in d-Moll von Antonin Dvorak. Die ist quasi das Gegenstück zu Brahms Drei und von dieser wesentlich inspiriert. Der junge ungarische Dirigent Gábor Káli, der schon bei der Begleitung des Bartók-Violinkonzertes für packendes orchestrales Profil sorgte, bot in Landauer Festhalle eine zündende und hochdynamische Wiedergabe der Siebenten von Dvorak. Der Dirigent formulierte die Motive und Themen sehr plastisch und ausdrucksvoll. Der dramatische Gestus des Musik zwischen emphatischer Gesanglichkeit, tänzerischem Elan und erregten Gefühlsausbrüchen wurde aufs Schönste vergegenwärtigt. Die Staatsphilharmonie agierte in allen Registern sehr spielfreudig und klangprächtig.

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